Pferdegesundheit - Pferdekrankheiten
Zusatzfutter, Mineralien, Müsli
was ist gut und was sollte man lassen.
Pferdekrankheiten durch falsches Futter? Falsche Fütterung? Falsche Haltung? Wir haben da leider so unsere Erfahrungen machen müssen.
Vorweg möchte ich gleich eines erwähnen: Hier dreht es sich einzig und allein um unsere persönliche Erfahrung. Wir haben daraus gelernt und unsere Pferde sind gesund / wieder gesund geworden / grad noch die Kurve gekriegt. Daher möchten wir unser Erlebtes gerne weitergeben – vl. auch als Gedankenanstoß.
Aktuell hatten wir gerade wieder – immer einmal jährlich – ein großes umfangreiches Blutbild machen lassen. Keine Probleme bei Nieren, Leber, Bauchspeicheldrüse, keine Entzündungen, allgemeines Blutbild in der Norm und altersentsprechend… der Selen zuckt mal wieder, aber das gehört ja schon fast bei allen Pferden zur Normalität. Solche erfreulichen Ergebnisse gab es leider nicht immer.
Unsere „Wohnsituation“ und unsere Pferde
Vierseithof mit rd 1,5ha Koppel.
Unsere vier Pferde sind Tinker-Mix 5 Jahre (von Fohlen an (9 Monate) bei uns und zum damaligen Zeitpunkt des Umdenken noch nicht bei uns), Quarter 12 Jahre (von Fohlen an 7 Monate) bei uns) und Norweger und Araber-Shetty-Mix beide 23 Jahre (beide „gebraucht“ gekauft).
Wir haben das Glück, dass unsere Pferde direkt am Hof stehen mit einer unterteilten rd. 1,5ha Koppel zur effektiven Weidebewirtschaftung. Am Anfang waren es nur zwei (Quarter und ein Hanno-Mix) und sie hatten die Koppel zur freien Verfügung, also von morgens bis abends stetig offen und nachts Heu zur freien Verfügung auf dem Paddock / Offenstall.
Inzwischen haben wir Offenstallhaltung mit rd. 1.300qm Sandpaddock, Heunetzfütterung (inzwischen nicht mehr abgewogen, sondern nach Gefühl) Koppel täglich zw. 3-7 Stunden (je nach Wetter und Jahreszeit), meist ab mittags und dann späten Nachmittag / frühen Abend nochmal. Im Winter bei Notwendigkeit Nachtboxen.
Wie kam es dazu, was ist passiert ?
Es ist immer wieder ein umstrittenes Thema unter den Pferdeleuten: Was braucht mein Pferd an Zusatzfutter, zusätzliche Mineralien, wieviel Müsli, Hafer… Vor allem wieviel und wie oft.
Am Anfang haben wir uns gefreut… große grüne Koppel und Heu zur freien Verfügung ... was kann ein Pferd besseres haben. Und zwischendurch mal hier ein Möhrchen, mal da ein Apfel, Müsli ist richtig lecker. Und dann gibt es ja immer diese kleinen „Belohnungsleckerlies“ in praktischen 5kg-Boxen in den verschiedensten Geschmacksrichtungen… ach geht es unseren Pferden gut.
Wenn man seine Pferde am Haus hat, sie täglich viele Stunden sieht, fallen einem Veränderungen nicht unbedingt auf. Dann kommt nach gut einem Vierteljahr mal wieder spontan Besuch vorbei und muss sich anhören „… deine Pferde haben ja ganz schön zugelegt, die solltest du mal wiegen lassen…“ „… schau mal der Mähnenkamm, da musst aber aufpassen, das könnte im EMS enden und dann ist mit Koppel vorbei und auch Hufrehe gefährdet…“
Boah… die Ohren haben geklingelt, der Kopf gerattert! Gut, dass man ja immer mal wieder Fotos zwischendurch macht, mich also hingesetzt und bewusst verglichen…. Scheiße ja… das geht ja gar nicht ! Da müssen wir dringend was ändern !!!
Als erstes muss dringend ein großes Blutbild her. Das Ergebnis war alles andere als erfreulich.
Unsere Norweger hatte Probleme mit der Leber und schrammte am EMS. Unsere Quarter schrammte auch am EMS und an der IR (Insulinresistenz), also vergleichbar beim Menschen mit der Diabetes. Unser Shetty-Araber-Verschnitt, die stetig aussah, als wenn gleich ein Fohlen kommt, war soweit gesund.
Endergebnis: Pferde also bitte nicht mehr auf die Koppel, Heu abwiegen etc. …
Lt. unserem Tierarzt hätte unsere Quarter - als einzige und Chefin und Kleberpferd - nicht mehr auf die Koppel gesollt... klasse … geht gar nicht, wie soll man das bewerkstelligen.
Somit war umdenken, umorganisieren, umstellen…. angesagt. Viel lesen, erkundigen, fragen überlegen… wieder verwerfen und neu machen.
Erster Versuch: Netz über die Heuraufe.
Ging ganz gut, aber man hat nicht so die Kontrolle. Dann auch noch mit Stroh gestreckt, Rohfaser ist gut zum Knabbern und nicht so nachhaltig.
Für die Koppel – jetzt nur noch sehr eingeschränkt – wurden Fressbremsen gekauft.
Gerade mit den Fressbremsen hatten wir unsere Bedenken. Können sie damit überhaupt wirklich fressen, macht das die Zähne kaputt und vor allem: Wenn ich am zweiten Tag mit den Teilen auf den Paddock komme, schauen die mich doch nur noch mit dem Arsch an. Denkste, es kam wiedermal anders. Paddockzeit vorbei, Fressbremsen geholt, Pferde standen da und warteten brav und einer nach dem anderen ließ sie sich ohne Probleme und Gegenwehr aufsetzen. Nach einiger Zeit von der Koppel geholt – alle standen da und warteten, dass sie wieder „ausgezogen“ werden.
Kleine Leckerlies wie Möhren, Äpfel & Co gab es zu der Zeit überhaupt nicht mehr – scheinen sie auch nicht vermisst zu haben.
Das mit der Heuraufe hat uns bald nicht mehr gefallen. Die Pferde stehen und fressen… toll… und bewegen… ne, fällt aus. Also wurden Heunetze und Säcke besorgt, diese abgewogen gestopft und an aufgestellten Pfosten verteilt. Na, geht doch auch mit der Bewegung.
Endergebnis sah also wie folgt aus:
Heuraufe verkauft, Netze gekauft, Heu portionsweise abgewogen. Fressbremsen für alle während der Koppel und das nur noch stundenweise. Gut wenn man sich seine Zeit einteilen kann und die Pferde in Eigenregie am Haus hat.
Der Tagesrhythmus wurde dann: Morgens Heunetze für Alle, mittags 2 stunden Koppel, danach kleines Netz auch mit Stroh angereichert auf dem Paddock / Offenstall, da nicht so nahrhaft, am Abend nochmal 2 stunden Koppel und Abends zur Nacht Heunetze.
Und: Kein teures und ach so wertvolles und dringend notwendiges Müsli. Äpfel, Möhren, Leckerli etc. wurden auch komplett vom Speiseplan gestrichen.
Stattdessen kam nun getreidefreies Müsli in den Boxentrog mit Chromhefe untergemischt...Zeitweise auch MSM und Glucosamin und geringer Form als Kur für die Knochen.
Unsere Koppel ist nicht eine reine satte grüne Wiese. Sie ist sehr Kräuterreich und die Pferde suchen sich tatsächlich das, was ihr Körper braucht. Mal werden Disteln, Brennnessel, Scharfgarbe, Beifuß, Klettkraut, Löwenzahn und vieles mehr gefressen und mal muss ich es dann doch im Herbst abmähen.
Die Koppel ist insgesamt in 7 Teile unterteilt, die nach der Beweidung alle einmal grundgemulcht werden. Wir nehmen dafür unseren Rasentraktor ohne Fangkorb, warten auf etwas Wind und los geht’s. Die Äppl werden als Dung gleich mitverteilt. Dass, was sie nicht fressen wollten, wird kleingehäckselt und dient auch als Naturdung
und wird vom Wind verteilt. Und nein, mit Würmern hatten wir auch noch nie Probleme – zumal unsere 4 Damen absolut sauber sind und sich ihre Klo´s eingerichtet haben und nicht alles verteilen.
In der Winterzeit ist nachts Boxenruhe angesagt – wenn das Wetter entsprechend ist. Meist für rd. 3-4 Monate. Und was kommt in den Trog? Getreidefreies Müsli, was richtig gut duftet und ja, es gibt auch wieder eine kleine Möhre (ca. 6-8 Stückchen geschnitten) oder einen kleingeschnittenen halben Apfel.
Und wenn wir mit den Pferden neue Dinge üben – gerade mit der Jüngsten – wird auch Geclickert. Hier gehen die Meinungen extrem auseinander und viele behaupten, dass das was mir machen nichts mit clickern zu tun hat. Warum? Bei uns gibt es keinen „Keks“. Unsere Belobigung ist die sanfte Stimme und Krauleinheiten an den jeweiligen bevorzugten Stellen. Und: Die Pferde genießen es. Vor allem clicker ich auch beim Longieren… wie soll man da „Keks“ geben?
Auch ohne „Keks“ verstehen die Pferde sehr schnell, was wann richtig war.
Mein Kind / Enkelkind bekommt auch nicht bei allem, was es richtig gemacht hat, ein Stück Schokolade oder Gummibärchen. Es wird durch Stimme gelohnt und in den Arm genommen – was anderes machen wir bei den Pferden auch nicht. Und es funktioniert.
Uns ist durchausbewusst, dass nicht jeder seine Pferde am Haus hat, nicht jede Offenstallhaltung mit Koppel das praktikabel und vor allem zeitlich umsetzen kann.
Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir darin einen großen Vorteil haben. Aber: Dieser Vorteil schränkt uns zeitlich natürlich auch ein. Nicht morgens Koppel auf, wir mal einen Tag unterwegs und abends nach Hause und Pferde von der Koppel holen – das geht nicht.
Aber die – wiedererlangte – Gesundheit unserer Pferde ist das größte Lob. Und wir haben nicht das Gefühl, sie vermissen ihr Müsli & Co. In der freien Natur hätten sie das auch nicht zur Verfügung.
Im Rahmen unserer Management-Beratung zur Gründung für private Pferdehaltung bieten wir gerne auch eine diesbezügliche Gestaltung des Offenstalls / Weide / Weidebewirtschaftung zur Gesunderhaltung der Pferde an.
Bleibt gesund!
Euer WSR-Team
Erstellt Mai 2020