Mein geliebtes Tier muss eingeschläfert werden –
wie mache ich alles richtig?
Mein geliebtes Tier muss eingeschläfert werden – wie mache ich alles richtig?
Uns hat es jetzt das 4. Mal erwischt, erst drei Hunde und jetzt das erste Mal ein Pferd.
Jeden Tierbesitzer wird es irgendwann einmal treffen. Ob Pferd, Hund, Katze, Meerschweinchen oder Vogel – das geliebte Tier ist krank. Man versucht alles, um seinem geliebten Tier die bestmögliche Versorgung zu geben und hofft auf ein Wunder. Manchmal schafft man es und es sind einem noch mehre Monate oder Jahre vergönnt.
Manchmal werden schwere und/oder nicht heilbare Krankheiten zu spät entdeckt und man muss kurzfristig handeln.
Aus den eigenen und viermal sehr unterschiedlichen Erfahrungen möchte ich versuchen, den haltlosen Schrecken etwa zu nehmen. So schlimm wie es ist, so verdammt traurig und ungerecht – wohl dem der ein Tier ist und vernünftig denkende Besitzer hat und einen lieben Tierarzt an seiner Seite.
Was ich euch mit meiner/unserer persönlichen Geschichte verständlich machen möchte:
Euer Tier ist ein Familienmitglied und man (muss) sollte das Tier auch auf seinem letzten und schweren Weg begleiten – das sind wir ihnen schuldig. Denn, als Mensch wollen wir auch nicht einsam und alleine den letzten Weg bestreiten.
Ich persönlich habe in diesem unausweichlichen Moment mehr geschafft, als ich mir je zugetraut habe. Freiwillig, ohne Druck und weil ich selber in diesem Moment das Bedürfnis dazu hatte.
Das letzte traurige Ereignis war gerade am 20. September 22. Unsere Stute Susy mussten wir nach mehr als 12 Jahren an unserer Seite schweren Herzens mit 25 Jahren gehen lassen. So schwer wie es war, es war die einzige und richtige Entscheidung.
Will gar nicht so weit ausschweifen, aber an fing es eigentlich schon 2020 mit einem Darmtumor, den wir eliminiert haben. Dann kam ein Eierstocktumor, der bereits am Schrumpfen war.
Am 8.8 fing es an…. Kreislaufzusammenbruch bei 34 Grad Hitze… keine besonderen Ursachen gefunden. Sie frass kein Heu mehr, nur noch Gras und Heucobs und baute sichtlich ab. Zähne waren in Ordnung, keine Probleme.
Ein versteckter eitriger Rachenabzess wurde dann am 24.08. entdeckt und zwar nur dadurch, dass er aufgegangen ist und es natürlich gerochen hat. Soweit alles gut, konnte behandelt werden … weitere Einzelheiten dazu nach ca. 14 Tagen erspare ich euch. Röntgen am 15.09. ergab dann vermutlich Kieferknochenkrebs…., Knochenstücke hatten sich bereits abgelöst.
Wir haben am gleichen Tag noch gemeinsam mit unserem Tierarzt entschieden, dass es dafür keine Heilungschancen mehr gibt und es für sie am besten ist, den letzten Weg zu gehen.
Obwohl die Zeit zwischen Entscheidung „Ja es ist das einzig Richtige“ und dem „Tag der Wahrheit“ einfach nur schrecklich war, bin ich im Nachhinein doch sehr froh, dass ich Zeit hatte, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, noch Zeit mit ihr zu verbringen und ihr auch zu erzählen, was am Dienstagabend passieren wird.
Gerade am Dienstagmorgen habe ich mit ihr ein lange Gespräch geführt und meine Hündin lag daneben – was sie sonst noch nie gemacht hat. Manche werden sagen „… so ein Quatsch, dein Pferd versteht dich nicht…“ und doch. Als der Tierarzt abends kam, war sie auf der Koppel, ich habe sie gerufen – und sie kam mir leise wiehernd entgegen. Zu dieser Zeit bin ich sonst nicht mehr hinten, Abendfütterung ist bereits erledigt. Für mich ganz wichtig und „erleichternd“, ich musste sie nicht holen.
Draußen vor dem Paddock legte sie den Kopf gegen meinen Körper und war ganz ruhig. Das war für mich die Mitteilung von ihr „… ja ich bin bereit zu gehen, ich kann nicht mehr kämpfen…“.
Sie ist ganz sanft eingeschlafen und ja, sie ist natürlich durch die vorherige Narkose irgendwann umgefallen, aber da habe ich nicht hingesehen, sondern sie immer nur am Kopf gestreichelt und mit ihr geredet. Als sie dann lag (so wie sonst auch zum Schlafen also nicht verdreht oder so) und noch ganz leicht geamtet hat, sah sie aus, als wenn sie mich anlächelt und sagen will „danke schön“. Irgendwann tat sie den letzten Atemzug, das Herz hörte auf zu schlagen, ich lag dicht bei ihr und die anderen Pferde standen dicht am Zaun und waren ganz ruhig.
Ich weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll, aber es war ein so wichtiger und „schöner“ Moment für mich zu wissen, ich war bei ihr und sie hat mir vertraut. Als ich dann irgendwann aufgestanden bin, ihr ihren Halfter abnahm und auf sie sah… es war nicht mehr mein Pferd… dort lag nur die kranke Hülle noch mehr zusammengefallen. Die Seele und das Leben, was mein Pferd ausgemacht hat, war nicht mehr dort auf dem Boden.
Die anderen konnten sich noch ganz in Ruhe verabschieden, jeder auf seine eigene Art und Weise.
Als dann unser Nachbar kam und sie ganz behutsam mit dem Traktor nach vorne brachte war für mich – vorher in allen Überlegungen – eigentlich der Moment, wo ich mich umdrehe und gehe.
Aber nein, ich wollte da bleiben, ich wollte bei ihr sein, wollte auch diese letzten Momente ihr zur Seite stehen. Wir haben sie gemeinsam behutsam und langsam dann noch vorne gefahren, wo auch die Hunde sich verabschiedet haben.
Am nächsten Morgen haben wir sie dann zur Abholung vor den Hof gefahren (also unser Nachbar).
Ein letztes Streicheln, letzte Worte und sie zugedeckt…
Nein alles was dann kommt, muss man sich nicht ansehen auch wenn es nur noch der Körper ist.
Tiere verstehen uns und unsere Gefühle ganz genau. Bei dem Zusammenbruch am 08.08. war es abends kurz davor, sie gehen zu lassen. Also habe ich ihr nachmittags erzählt „ …, wenn du gehen möchtest, ist es okay, ich bin bei dir…. Wenn du aber kämpfen möchtest, gebe mir bitte ein Zeichen, dann kämpfen wir gemeinsam…“ Tierärztin (Vertretung wegen Urlaub) kam um 17 Uhr und sie lag immer noch, eigentlich den ganzen Tag schon. Sie sieht die Ärztin, steht auf, kommt raus und frisst ihre Cobs und knappert am Heu! Das war ihr Zeichen: Ich kämpfe! Tierärztin war etwas sehr perplex und wusste nicht, wie ihr geschieht.
Edit:
Versucht für euer Tier stark zu sein, auch wenn ihr kurz davor seid, zusammen zu brechen.
Redet mit eurem Tier, erzählt ganz ruhig, was für Ängste ihr habt und dass ihr traurig seid.
Weint, schimpft und flucht, aber nicht bei eurem Tier.
Nur mit ruhiger Stimme und lieben Worten schafft ihr Vertrauen.
Mit der Liebe und Zuversicht zu eurem geliebten Tier ruft ihr Stärken in euch hervor, von denen ihr vorher nichts wusstet.
In diesem Sinne wünschen wir euch viel Gesundheit und ganz viel Kraft und Zuversicht
Euer WSR-Team
Erstellt Oktober 2022