Ein neues Pferd kommt - wie am Besten integrieren zum Wohle der Herde und dem Zuwachs


Ein neues Pferd kommt - wie am besten integrieren zum Wohler der Herde und dem Zuwachs

 

Ein neues Pferd kommt in eine, vielleicht schon seit langen, bestehende ruhige und eingespielte Herde. Wie macht man es am besten für Alle?


Unsere inzwischen mehrfache Erfahrung zeigt, wenn man sich versucht in die Gedankengänge der Pferde hineinzuversetzen, kann es in Ruhe abgehen.

Unsere Handhabung ist bestimmt nicht das Nonplusultra von allem, das ist klar. Es geht hier um unsere eigenen Erfahrungen und eigenen Gedanken, die wir uns dazu gemacht haben und mit derer wir sehr gut gefahren sind.


Viel Spaß beim Lesen und wir würden uns über Rückmeldungen und eure Erfahrungen / Handhabungen sehr freuen!


Zum einen, was denken sich die bestehende Herde und was denkt sich der Neuzugang?

Das kann man in etwa vergleichen, wenn man als Kind in eine neue Schulklasse gekommen ist, man kennt keinen, alles ist neu und ungewohnt, es sind bereits feste Gruppen gebildet - man hat Angst.

Die Alten werden denken: Wer ist das, was will die hier?

  • Wir wollen unser Fressen nicht teilen, dann haben wir zu wenig! 
  • Das ist unser Offenstall, die nimmt nur Platz weg!
  • Wir wollen unsere "Eltern" nicht teilen, dann haben wir weniger Aufmerksamkeit!


Und was denkt der Neuankömmling?

  • Was soll ich hier, wo sind meine alten Freunde? Das ist alles so fremd!
  • Die schauen mich alle so böse an, hier kann ich mich nicht wohlfühlen?!
  • Die werden mich sicher nicht in ihre Herde aufnehmen und Futter abgeben!


Wie haben wir es nach unserer Möglichkeit und unserer Meinung bewerkstelligt?

Wenn wir uns ein neues Pferd angeschafft haben, haben wir den Besitzer gebeten, sich vorher auch unseren Stall anzuschauen und uns kennen zu lernen, damit sie feststellen können, ob sie ihr Pferd ruhigen Gewissen auch zu uns geben können.
Gerade für Besitzer, die ihr Pferd aus persönlichen Gründen (ganz egal welche) abgeben müssen, es aber garnicht wollen) ist dieses auch eine Entscheidungshilfe. Genauso eine spätere Besuchserlaubnis wird gerne in Anspruch genommen.
Dann erst sind wir uns das Pferd anschauen gefahren, haben im vertrauten Umfeld ersten Kontakt aufgenommen.

Denn: So sehr uns vielleicht ein Pferd (oder auch Hund) gefällt (Rasse, Geschlecht, Farbe, Ausbildung, was auch immer) vielleicht schaut gerade dieses Pferd uns an und sagt sich „… die, nie im Leben…“.
Schaut, wie das Pferd auf euch reagiert. Dreht es sich gleich weg und zeigt überhaupt kein Interesse – dann lasst es.
Kommt es auf euch zu, schnuppert, lässt sich streicheln und im besten Fall bleibt es bei euch – dann kann es was werden.
Selbst Pferde, die angeblich zu Jedem kommen werden entsprechend reagieren.


Was kann man im Vorfeld mit der alten Herde machen, wie drauf vorbereiten?

Wer uns kennt weiß, dass wir viel mit unseren Pferden reden. Sei es, dass der Tierarzt zur Untersuchung / Impfen kommt oder der Schmied, ab 3 Tage vorher wird es den Pferden bereits erzählt. Und: Der Moment ist da, die Pferde werden gerufen „… der Doc ist da, kommt mal alle her…“ und sie kommen, beim Schmied genauso (und alles ohne Leckerliebelohnung).

Bei einem Neuzugang handhaben wir es genauso. Im aktuellen Fall nach dem Tod unserer Susy haben wir erstmal gefragt, ob sie eine neue Freundin möchten, sie braucht ein neues Zuhause und ist genauso lieb wie eure Freundin Susy und sie hat sie zu uns geschickt (davon bin ich überzeugt!).
Was kam:

Alle stellten sich abends an ihren alten Futterplatz, wo Susy noch da war – dieser wurde nach ihrem Tod um eine Stelle versetzt – wir trauten unseren Augen kaum!


Wenn alles geklärt ist und das Pferd in sein neues Zuhause darf – wie am besten?

Wenn es möglich ist, sollte der vorherige Besitzer mitkommen – auch wenn es bestimmt vielen schwer fällt.

Warum?
Man stelle sich vor, das Pferd wird verladen, vielleicht sogar von einem Fremden oder einem Unternehmen, wird gefahren und beim ausladen – was ist da?
Keine vertrauten Freunde, keine vertraute Umgebung und vor allem – wo ist mein Mensch, dem ich vertraue, wer ist das hier alles, was wollen die? Manche Pferde könnten da leicht in Panik verfallen.

Wenn der Besitzer aber sein Pferd auslädt, es auf die neue Koppel bringt (im angrenzenden Bereich zu der alten Herde) und ihm alles zeigt, hier ist dein Wasser und dein Heu und schau mal, das sind deine neuen Freunde – wie wird das Pferd sich dann fühlen?
Bestimmt besser als nur mit Fremden. Wieder vergleichbar mit der neuen Klasse; geht man als kleines Kind alleine oder kennt man schon jemanden oder kommen vielleicht die Eltern mit.


Nun kann man die Reaktionen aller am Zaun entspannt beobachten. Wichtig ist, dass am 1. Tag alle ihre Fressstellen haben, zu denen sie sich auch zurückziehen können und beiderseits auch genug Platz ist.
Am 2. Tag kann man dann Heu so unter den Zaun packen, dass sie theoretisch zusammen fressen, hier auch Äste von leckeren Bäumen. Schnell werden sie merken, dass sie einander nichts wegnehmen und sich so annähern.
Und zwar, einmal von der Koppelseite der Herde „… wir geben dir was ab…“ und auch von der Seite des Neuankömmling „… ich möchte mit euch fressen und eure Freundin sein, ich nehme euch nichts weg…“.


Die Zusammenführung – Alt zu Neu oder Neu zu Alt?

Je nachdem wird innerhalb von 3-5 Tagen eine Ruhe am Zaun eingetreten sein, dass man eine Zusammenführung wagen kann,

Lässt man den Neuzugang in die alte Herde rein oder sollte die alte Herde zu dem Neuzugang gelassen werden?

Wir versuchen es so zu handhaben, dass die Herde zum Neuzugang geht.

Warum?
Die Herde geht zum Neuen hin zur Begrüßung und nicht, dass die Herde das Gefühl hat, der Neuzugang dringt in ihren Bereich ein. Die Herde wird den Neuzugang einladen, auch in den anderen Bereich zu kommen.

So funktioniert es zumindest bei uns sehr gut, und der Neuzugang wird schnell akzeptiert und aufgenommen.

Wie oben schon geschrieben, würden wir uns über solche Erfahrungen von euch freuen.
 
Euer WSR-Team


Erstellt Juli 2023