Ich will mein Pferd am Haus haben - bringt das wirklich nur Vorteile?

Vergleich eigene Haltung / Einsteller


Die eigenen Pferde direkt am Haus haben, sich selbst kümmern können, sich auf niemanden verlassen müssen – das ist der Traum vieler. Ist das auch in Jedem Fall realistisch und vor allem für Jeden das ultimative Richtige?

 

 

Nach und nach werden wir hier Themen rund um´s Pferd aufgreifen, z.B. die private Pferdehaltung, Offenstallhaltung, Gesundheit und vieles mehr - alles aus eigener Erfahrung. Nicht irgendwo kopiert (wenn doch mal was zitiert wird, steht es dabei). 

Auch wird unsere persönliche Meinung und Einstellung selbstverständlich mit eingebracht, was aber nicht automatisch bedeutet, dass alles andere falsch ist.!

Wir können nur von unseren persönlichen Erfahrungen – positive wie negative - berichten, vielleicht ging es ja dem ein oder anderen auch so, würden uns über entsprechende Berichte freuen.

 

Für uns selbst kam nach Abwägung aller Umstände ein „Einsteller-Dasein“ nicht in Frage, was aber der eigenen Bequemlichkeit geschuldet ist.

Wie? Eigene Bequemlichkeit – aber die Pferde am Haus? Wer macht dann bitte die ganze Arbeit?
Die Bequemlichkeit ist einfach dahin gehend, wenn man nach der Arbeit zu Hause ist – und will nicht mehr rausfahren… zig Ausreden würden greifen…. es ist zu spät, zu kalt, zu heiß, zu nass….

Wozu also ein Pferd haben, in einem Stall einstellen und es auch gut versorgt zu wissen und sich doch nicht richtig drum zu kümmern? Uns war klar, dass es genau darauf über kurz oder lang hinauslaufen würde. 

 

 

Der Beste Spruch, den wir am Anfang nicht nur einmal zuhören bekommen haben:
„Du hast es gut, die Pferde am Haus, du kannst den ganzen Tag reiten…“

 

Wägen wir doch einfach mal ab:

 

Vor- und Nachteile Einsteller sein oder private Haltung:


Einsteller sein positiv gesehen:

Einsteller sein ist doch viel einfacher:

  • Du bezahlst Betrag XY, die Arbeit wird erledigt, dein Pferd wird versorgt und du kannst in den Stall gehen und dich nur um dein Pferd kümmern… Wenn du mal keine Zeit hast, ist immer jemand da, der auch mal auf den Hufschmied aufpasst oder wenn der Tierarzt zum Impfen kommt. Kostet natürlich extra, muss auch so sein, aber du hast selbst keinen Druck.
  • Du brauchst keine Pferdeäpfel wegmachen, Zäune reparieren, Weiden abziehen, mulchen, dich um die Produktion oder Einkauf von Heu, Stroh, Einstreu und Futter kümmern.
  • Du musst nicht im Winter bei frostiger Kälte die Wassertröge freiklopfen und Wasser schleppen… im Sommer bei 40 Grad nicht die Koppel und den Stall sauber machen…
  • Du kannst beruhigt ein, zwei, drei… Wochen in den Urlaub fahren, dein Pferd ist versorgt und hat auch Urlaub – alles ist bestens geregelt
  • Man findet einen Stall, der genauso ist, wie man es braucht, mit den richtigen Anforderungen für sein Pferd. Es sind auch noch tolle Leute und Pferde mit im Stall, man kann sich gegenseitig unter die Arme greifen, zusammen ausreiten, trainieren, sich gegenseitig unterstützen.
  • Im Idealfall passt alles, zumal man vielleicht auch aus beruflichen Gründen eine private Haltung nicht hinbekommen würde – das ist der größte und wichtigste Aspekt, der in erster Linie berücksichtigt werden muss bei Überlegungen, seine Pferde eventuell privat zu halten.


 

Einsteller sein negativ gesehen – so kann es auch sein (muss aber nicht):

Wie es oftmals ist, es passt irgendwas nicht:

  • Der ideale Stall, wie er den eigenen Vorstellungen und / oder Bedürfnissen des Pferdes (z.B. durch Krankheit bedingt) entspricht, ist einfach zu weit weg und / oder beim besten Willen nicht finanzierbar.
  • Der in der Nähe liegende Stall, der auch dem Budget entspricht, bietet nicht als das, was wir möchten / brauchen.
  • Der erste Eindruck von der Anzeige / Website her war super, der erste Kontakt über Telefon freundlich – der erste Besuch niederschmettern. Es hätte doch so großartig gepasst…
  • Es sind bestimmte Dinge vertraglich geregelt, die aber nicht so eingehalten werden, wofür du aber bezahlst.
  • Die Chemie stimmt irgendwann nicht mehr. Ob zwischen einem selbst und dem Stallbetreiber oder zwischen den Einstellern untereinander. Man fühlt sich unwohl und hat immer weniger Lust, in den Stall zu seinem vierbeinigen Liebling zu fahren.
  • Andere Einsteller wissen alles besser, wollen dich ständig zurechtweisen, dir ein schlechtes Gewissen einreden, weil du das oder das anders machst als andere.


Die Liste könnte man auch hier noch sicherlich endlos erweitern, Jeder hat seine eigenen Erfahrungen (die Punkte entsprechen nicht unseren eigenen Erfahrungen, sondern die vielfach geschilderten Erlebnisse von Einstellern)

 

Nun zu den positiven Aspekten der privaten Pferdehaltung:

  • Man kann tun und lassen, was, wie und wann man es möchte.
  • Keiner redet einem rein oder weiß alles besser.
  • Die eigene Zeiteinteilung zwischen Beruf, Familie und Pferde kann individuell angepasst werden und keiner meckert mit dir, weil du jetzt schon das dritte Mal nicht geritten bist und einfach „nur“ mit deinem Pferd gekuschelt und es geputzt hast.
  • Auch wenn es mal in Strippen regnet und man bis auf die Haut durch ist, auch kein Problem. Schnell ins Haus und umziehen und nicht mit den nassen Klamotten am Körper noch lange nach Hause fahren.
  • Auch wenn ein Pferd mal krank ist, man ist immer vor Ort.

……

 

Aber es gibt natürlich auch Nachteile der privaten Pferdehaltung:

  • Gerade wenn du Pferde hast, die nicht mal eben 24/7 auf der fetten Koppel bleiben können mit einem 1.000l IBC-Tank und es ausreichen würde, wenn einer mal nur kurz vorbeischaut, wenn du spontan mal 3 oder 4 Tage weg möchtest.
  • Du bist immer auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Es wird immer zuverlässige Leute geben, auf die auch Verlass ist, wenn sie was versprechen.
  • Es wird aber auch immer die geben, die viel erzählen und versprechen, aber wenn es drauf ankommt, gibt es tausend nichtsnutzige Ausreden – verlasse dich auf sie und du bist verlassen.
  • Du musst einfach immer da sein, egal wie es dir gerade geht, auch wenn du mal keine Lust hast und lieber im Bett bleiben würdest.
  • Mit 40 Fieber musst du in den Stall….
  • Mit kaputten Bandscheiben, verstauchte Gelenke….
  • Bei -20 Grad müssen die Tröge mit schon eingefrorenen schmerzenden Fingern freigekloppt werden …
  • Bei +40 Grad und Mücken und Stechzeug bleibt dir nichts anderes übrig – die Pferde müssen versorgt werden, der Stall muss sauber gemacht werden….
  • Die große Party am Wochenende, die weiter weg ist und man dort sogar übernachten könnte – es geht meist nicht.

…..


Fazit:

 

Wir persönlich wussten, auf was wir uns einlassen und haben es auch nach 10 Jahren nicht bereut, unsere Pferde am Haus zu haben.

Ja, bei Wind und Wetter, bei Frost und Sonne, wir sind immer draußen.

Und auch ja, manchmal bei der täglichen Routine, gerade im Winter, wo es spät hell und früh dunkel wird, da ist es einem auch Mal zu viel (ich bin der Meinung, wer das bestreitet, der macht sich selbst was vor).
Aber trotzdem wollen wir nicht tauschen!

Ich kenne aber welche, die von Einsteller zur privaten Eigenhaltung gewechselt sind und dann wieder – für mich nachvollziehbare Gründe – wieder Einsteller wurden.

Es ist alles immer nach den persönlichen Interessen sowie auch und vor allem nach den persönlichen Familien- und Arbeitsumstände anzupassen. Denn keiner soll vernachlässigt werden – weder die Familie noch die Pferde (und andere Tiere).

In diesem Sinne: Ärmel hoch und weiter geht´s

 

 

Einfach Fragen, wir helfen sehr gerne weiter!

Euer WSR-Team


Erstellt Juli 2019